Singapur – Zeitlupe im Shoppingparadies
Nach 12 Stunden Flug, eingequetscht neben einem übergewichtigen Deutschen auf dem Weg nach Neuseeland und einer korpulenten Australierin auf dem Weg nach Hause, landete das Flugzeug endlich am Changi Airport in Singapur. Am Liebsten hätte ich wie der Papst den Boden des Flughafens geküsst, so froh war ich dieser Sardinenbüchse entkommen zu sein.
Singapur war die erste Station meiner Reise, ein paar Tage wollte ich mir die Stadt ansehen, bevor es dann weiter nach Bali ging. Es war mein erstes Mal in Asien, und von Singapur hatte ich schon viel gehört. Entweder erzählten mir Freunde und Bekannte wie toll sie die Stadt fanden, oder sie erzählten mir wie grauenhaft es hier sei. Zwischentöne waren nicht vorhanden, also wollte ich mir ein eigenes Bild machen. Und der erste Eindruck, den ich bereits am Flughafen gewann, war der, dass hier alles gut organisiert ist. Auch Changi Airport wirkt nicht so sehr wie ein Flughafen, sondern eher wie eine Shopping Mall. Leise gedämpfte Supermarktmusik klang über die Lautsprecher, die Menschen schienen sich nahezu lautlos und wie in Zeitlupe zu bewegen, von Flughafenhektik war hier irgendwie wenig zu spüren. Gut, könnte natürlich daran gelegen haben, dass ich selbst komplett übermüdet war und eine etwas schräge Wahrnehmung hatte.
Die Einreise verlief problemlos und auch das Gepäck war ziemlich schnell da. Nachdem ich also alles erledigt hatte, ging ich durch die Ankunftshalle, vorbei an Starbucks, McDonald, Coffee Beans & Tea Leafs und so weiter und trat hinaus in die reale Welt, und das Erste was mich hier traf, war der Schlag – und zwar der Hitzschlag. Es war so heiß und feucht, ich hatte das Gefühl gegen eine Wand zu laufen und nicht mehr atmen zu können. Im klimatisierten Changi Airport merkt man davon ja nichts, erst wenn man diese Kunstwelt verlässt, weiß man, dass man mitten in den Tropen ist. Der Stadtstaat liegt nämlich ziemlich genau auf dem Äquator.
Schon nach wenigen Sekunden war ich nassgeschwitzt. Kein Wunder, dass mir alles wie in Zeitlupe erschien, bei diesen Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit kann man wirklich keine schnellen Bewegungen machen. Ich rauchte die letzte Zigarette in meiner Packung, eigentlich wollte ich eine Stange Duty Free kaufen, aber die Einfuhr von Zigaretten ist in Singapur verboten, folglich gibt es auch keinen Duty Free-Verkauf. Bevor ich mich also auf den Weg in die Stadt machte, musste ich eine Schachtel Zigaretten besorgen. Ich fragte mich durch und wurde in den Supermarkt geschickt, wo ich auch Zigaretten fand. Eine Schachtel kostete umgerechnet über 6,50 € und zudem waren scheußliche Bilder von verfaulten Zehen, schwarzen Zähnen oder Lungen abgebildet. Eines war klar: das ist kein Paradies für Raucher. Und als mir die Kassiererin dann einen „nice day“ wünschte, hatte ich irgendwie das Gefühl, sie meine das ironisch, angesichts der grauenhaften Bildchen auf der Marlboro-Schachtel.
Mein Hotel lag ganz zentral an der Haupteinkaufsstrasse, der Orchard Road. Hier reiht sich ein Shoppingcenter an das nächste, eine Mall ist größer als die andere. Hier dreht sich alles ums Shoppen. Hier gibt es nichts was es nicht gibt und für Einkaufsfreaks sind das hier paradiesische Zustände.
Am Abend ging ich an den Clarke Quai. Direkt am Fluss gibt es hier trendige Bars und Restaurants. Alles ist schick, modern, teuer und ein bisschen verrückt.
Am nächsten Tag hab ich mir die Zeit mit einem Stadtbummel vertrieben und einen Cocktail im 24. Stock des Stamford Swissotels genehmigt. Von oben wirkt die Stadt wie ein Ameisenhaufen, alles ist in Bewegung und alles ist gut organisiert.
Singapur ist seltsam. Die glitzernden Hochhausfassaden, die schillernden Shoppingcenter, das alles wirkte auf mich wie eine Parallelwelt, irgendwie nicht real und drei Tage waren definitiv genug.